10 Jahre ADB - Festakt mit Fachtag „Sprache und Antidiskriminierung“ am 5.12.2022 - Impressionen und Material

10 Jahre Antidiskriminierungsberatung Alter, Behinderung, Chronische Erkrankung (ADB): Festakt mit Fachtag „Sprache und Antidiskriminierung“ am 5.12.2022 - Bericht und Material

Festakt mit
Fachtag „Sprache und Antidiskriminierung“10 Jahre ADB Antidiskriminierungsberatung Alter, Behinderung, Chronische Erkrankung

Montag, 5.12.2022
von 16:00-18:30 Uhr (Fachtag),
anschließend bis 20:00 Uhr (Festakt)
im Roten Rathaus Berlin

Vor 10 Jahren wurde die Antidiskriminierungsberatung Alter, Behinderung, Chronische Erkrankung (ADB) ein Projekt der Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin e.V., ins Leben gerufen.

Seitdem haben wir mehrere tausend Menschen, die aufgrund des Alters und/oder Behinderung und chronischen Erkrankungen diskriminiert werden, unterstützt und ihre Rechte durchgesetzt.

Mit unseren Weggefährt:innen aus der Selbsthilfe, der Antidiskriminierung, der Politik und Verwaltung haben wir viel für eine Kultur der Antidiskriminierung in Berlin erreichen können und unter anderem das Landesantidiskriminierungsgesetz (LADG) und das Landesgleichberechtigungsgesetz (LGBG) mit auf den Weg gebracht.

Am 5.12.22 haben wir 10 Jahre Einsatz für Antidiskriminierung mit dem Fachtag „Sprache und Antidiskriminierung“ und einem Festakt  im Roten Rathaus begangen.

Die Schirmherrschaft übernahm die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey
   

Programm

16:00 Begrüßung
Gerlinde Bendzuck (Vorstandsvorsitzende LV Selbsthilfe Berlin)

16:05 Grußworte
Franziska Giffey (Regierende Bürgermeisterin) Saraya Gomis (Staatssekretärin Vielfalt und Antidiskriminierung)
Grußwort von Franziska Giffey zum Download als pdf-Datei 

16:15 Leichte Sprache in der Antidiskriminierungsberatung
Agnieszka Schwager, Anna Heidrich (Beraterinnen ADB)

16:30 Zugänge für taube Menschen
Martin Vahemäe-Zierold (Beauftragte:r für Queer, Diversity und Antidiskriminierung, Bezirksamt Berlin-Mitte)

16:45 „Hier wird nur Deutsch gesprochen?!“
Sprachliche Ausschlüsse und Diskriminierung Alaleh Shafie-Sabet (Projektleiterin Antidiskriminierungsnetzwerk Berlin, TBB)

17:00 Sprache als Barriere? - Behinderung und Migration
Ulrike Schwarz, Muhannad Abulatifeh (Mina-Leben in Vielfalt e. V.)

17:15 Alltägliche Diskriminierung in der Schule
Gesine Wulf (Bündnis für schulische Inklusion)

17:30 Pause

17:45 Diskussionsrunde
Eren Ünsal (Leiterin LADS), Christine BraunertRümenapf (Landesbeauftragte f. Menschen mit Behinderungen), Dr. Doris Liebscher (LADGOmbudsstelle), Sebastian Walter (MdA, B´90/ die Grünen), Stephan Neumann (Vorstand LV Selbsthilfe)

18:30 Festakt/Empfang

20:00 Ende

Moderation: Gerlinde Bendzuck und Malte Andersch (Geschäftsführer LV Selbsthilfe)

  

Downloads und Material 

Zum Inhalt des Fachtages Antidiskriminierungsberatung-ADB--Veranstaltung.jpg

  • Sprache ist fester Teil menschlicher Kommunikation und gestaltet unseren Lebensalltag.
  • Durch Sprache teilen wir Informationen, Wissen und Erfahrungen und geben unserer Welt Bedeutungen.
  • Sprache kann Menschen verbinden, wenn wir uns durch eine gemeinsame Kommunikationsform verständigen können.
  • Sprache kann aber ebenso Barrieren für Menschen bedeuten, besonders dann, wenn wir keine gemeinsame Sprache teilen.

All dies beschäftigt uns auch in der Antidiskriminierungsberatung.
Dazu möchten wir in den Austausch treten und haben uns gefreut, ein spannendes Programm abbieten zu können

  

Bericht zum 10-jährigen Jubiläum

der Antidiskriminierungsberatung Alter, Behinderung, Chronische Erkrankung
mit dem Fachtag „Sprache und Antidiskriminierung“ am 05.12.22 im Roten Rathaus

Die Antidiskriminierungsberatung Alter, Behinderung, Chronische Erkrankungen (ADB) beging am Montag, den 05.12.2022, feierlich ihr 10-jähriges Bestehen mit dem Fachtag „Sprache und Antidiskriminierung“. Unter der Schirmherrschaft der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey fanden sich rund 70 Vertreter:innen und Engagierte aus der  Antidiskriminierungsarbeit und -politik im Wappensaal des Roten Rathaus ein. 

Gerlinde Bendzuck (Vorstandsvorsitzende LV Selbsthilfe) leitete die Veranstaltung mit einer Begrüßung und einem Rückblick auf 10 Jahre ADB in Trägerschaft der Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin e.V. ein und verlas Grußworte von Franziska Giffey. Anschließend gab die Staatssekretärin für Vielfalt und Antidiskriminierung Saraya Gomis einen Einblick in die Berliner Antidiskriminierungslandschaft und deren Bedeutung für die Berliner Politik.

Agnieszka Schwager und Anna Heidrich (Beraterinnen ADB) machten den Auftakt der Fachvorträge. Mit dem Thema „Leichte Sprache in der Antidiskriminierungsberatung“ beleuchteten sie die Notwendigkeit einer an die Bedürfnisse der Ratsuchenden angepassten Sprache und zeigten den Erklärfilm zum Beratungsangebot in Leichter Sprache als Best-Practice-Beispiel.

Daran schloss sich der Vortrag von Martin Vahemäe-Zierold (Beauftragte:r für Queer, Diversity und Antidiskriminierung, Bezirksamt Berlin-Mitte) an, in dem die oft noch fehlenden „Zugänge für taube Menschen“ aufgezeigt und die damit einhergehenden strukturellen wie individuellen Erschwernisse für die taube Community greifbar gemacht wurden. Martin Vahemäe-Zierold betonte die Unabdingbarkeit einer vermehrten Besetzung von Schlüsselpositionen in Antidiskriminierungsarbeit und -politik durch taube Menschen, um deren Belange zu stärken und Kommunikationswege zu erleichtern.

Die Projektleiterin des Antidiskriminierungsnetzwerks Berlin (ADNB), Alaleh Shafie-Sabet folgte mit ihrem Beitrag: „Hier wird nur Deutsch gesprochen?!“ Sprachliche Ausschlüsse und Diskriminierung“. Sie beschrieb eindrücklich, wie nach wie vor Ausschlussmechanismen vor allem in Berliner Behörden aufgrund fehlender Deutschkenntnisse stattfinden und plädierte für eine längst überfällige Übersetzung wichtiger Anträge und Formulare sowie für eine unkomplizierte Bereitstellung von Dolmetschung. Diese Perspektive wurde von Projektleiterin Ulrike Schwarz und Muhannad Abulatifeh (Mina Leben in Vielfalt e. V.) unterstützt. In ihrem Vortrag „Sprache als Barriere? - Behinderung und Migration“ wurde insbesondere auf Missstände im Gesundheitswesen hingewiesen und anhand von Fallbeispielen die Lebensrealität von Betroffenen nähergebracht.

Den Abschluss der Fachbeiträge machte Gesine Wulf (Bündnis für schulische Inklusion) mit einer eindrücklichen Schilderung von alltäglicher Diskriminierung an Schulen.

Die Podiumsdiskussion rundete den Fachtag ab. Eren Ünsal (Leiterin LADS), Christine Braunert-Rümenapf (Landesbeauftragte f. Menschen mit Behinderungen), Sebastian Walter (MdA, B´90/ die Grünen), Stephan Neumann (Vorstand LV Selbsthilfe) sowie alle Referent:innen widmeten sich der Frage, welche strukturellen Weichenstellungen es braucht, um dem Thema Diskriminierung aufgrund von Sprache noch entschiedener entgegentreten zu können. Zunächst müssen bestehende Sprachbarrieren ausgemacht und benannt werden. Als besonders wichtig wurde mehrfach hervorgehoben, dass Angebote und Leistungen niedrigschwellig verfügbar sein müssen, was wiederum mehr Flexibilität des Verwaltungssektors verlangt. Die Schaffung einer Koordinationsstelle für die passgenaue Vermittlung von Sprach- und Kulturvermittler:innen könnte ein wichtiger Schritt in diese Richtung sein. Ebenso wie eine Fachstelle zum Thema Diskriminierung im Gesundheitswesen, wozu es in 2023 ein Interessenbekundungsverfahren geben soll, wie Eren Ünsal berichtete.

Insgesamt wurde betont, dass die Perspektiven von Betroffenen von Diskriminierung oft untergehen. Dies zeigt sich u.a. in der nach wie vor fehlenden Diversität der Besetzung zentraler Stellen. Nur wenn hier mehr Peer-Perspektive und Peer-Expertise Einzug erhalten, kann sich wirklich nachhaltig etwas verbessern. Weiterhin spielen die finanziellen und strukturellen Ressourcen für eine gute Beratungskultur eine entscheidende Rolle. Zum Schluss der Diskussion wurde die Unabdingbarkeit einer guten und regelmäßigen Vernetzung innerhalb der Antidiskriminierungsarbeit und -politik noch einmal von allen Referent:innen unterstrichen und auch von zivilgesellschaftlichen Vertreter:innen aus dem Publikum bekräftigt.

So ging der Fachtag über in den Festakt, bei dem sich alle weiterkennenlernen, austauschen und vernetzen konnten.

Die Kernaussagen und Ergebnisse aus der gesamten Veranstaltung wurden mit Zeichnungen (Graphic Recording) sichtbar und zugänglicher für alle Zielgruppen gemacht. Die Ergebnisse finden Sie im Anhang.   

Wir bedanken uns bei allen für diese bereichernden Stunden und freuen uns auf die weitere gute Zusammenarbeit.

 

Anna Heidrich, Agnieszka Schwager
ADB-Beraterinnen

Malte Andersch 
Geschäftsführer der Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin e.V.

Gerlinde Bendzuck
Vorsitzende der Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin e.V.

  

Graphic Recording des Fachtages 

 

Graphic Recording des Fachtages -Teil 1

 Graphic Recording des Fachtages -Teil 2

Sie interessieren sich für das Thema oder möchten mehr über die ADB wissen? 

Sprechen Sie uns gerne an per E-Mail unter adb@lv-selbsthilfe-berlin.de oder Telefon: 030 275 92 527. 
  

Unser Themenschwerpunkt "Sprache und Antidiskriminierung"

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